Die Evangelische Diakonissenstation St. lngbert

 

Die St. Ingberter Diakonissenstation ist eine der ältesten in der Pfalz. Die Initiative ging von dem damaligen Pfarrer Ernst Krieger aus, der in seinem Jahresbericht an das Dekanat zur sozialen Lage bemerkte: Die in den letzten Jahren zugewanderten Familien sind äußerlich wie innerlich gleichermaßen heruntergekommenen. Es ist jahrelange Arbeit erforderlich, bis aus den herbeigezogenen Elementen Familien werden, die unserer Gemeinde zur Ehre gereichen. Die seelsorgerliche Einwirkung allein genügt hier nicht; Hand in Hand mit ihr muss die Tätigkeit von Diakonissen als Armen- und Krankenpflegerinnen gehen. Die Protestantische Gemeinde umfasste damals 1200 Seelen, davon 500 in Schnappach. Eine 1864 vom Presbyterium an die 1859 gegründete Evangelische Diakonissenanstalt in Speyer gerichtete Bitte um Entsendung zweier Schwestern für die Armen- und Krankenpflege und für die Kinderpflege wurde zunächst abgelehnt, da in Speyer noch nicht genügend Schwestern vorhanden waren. Dennoch kam am 1. 6. 1865 eine Diakonisse als Gemeindeschwester für die Armen- und Krankenpflege nach St. Ingbert. 1866 nahm eine zweite Diakonisse als Handarbeitsschwester für die Kleinkinderschule und die Handarbeitsschule ihren Dienst auf. Dieses Jahr gilt als Gründungsjahr der hiesigen Diakonissenstation.

Finanziell und in sonstiger Hinsicht unterstützt wurden die Diakonissen von dem 1865 gegründeten Frauenverein, aus dem der spätere Diakonieverein hervorging. 1868 bezogen die Schwestern und die Kinderschule ein Haus, das die Erben des Hüttenbesitzers Heinrich Krämer zu diesem Zweck in der Josefstalerstraße errichtet hatten. Philipp Heinrich Krämer und seine Frau Maria geb. Stumm schenkten dieses Haus 1909 dem Diakonieverein.

1894 trat eine zweite Krankenschwester, 1914 eine dritte und 1923 eine vierte Krankenschwester ihren Dienst in St. Ingbert an. 1925 umfasste die St. Ingberter Station vier Gemeindeschwestern für die Krankenpflege, zwei Handarbeitsschwestern und ein Helferin. Seit 1931 war in der Vopelius-Glashütte auf Firmenkosten noch eine sog. Verbandsschwester angestellt, d.h. eine Schwester, die dem Kaiserswerther Verband angehörte und der Leitung des Speyrer Mutterhauses unterstand, aber keine Diakonisse war.

Das Haus in der Josefstalerstraße wurde 1926 abgerissen und durch einen dreigeschossigen Neubau ersetzt. Er beherbergte im Erdgeschoß die Kleinkinderschule und die Ambulanz, im 1. Obergeschoß den Handarbeitssaal und darüber die Schwesternwohnungen. 1938 wurde das Schwesternhaus vom Ev. Diakonieverein an die Prot. Kirchengemeinde St. lngbert verkauft, die es 1964 in den Neu- und Umbau des Martin-Luther-Hauses integrierte.

Auf eine besonders lange Tätigkeit in der St. Ingberter Station konnten in dieser Zeit Schwester Rosine Conzelmann und Schwester Babette Wolf zurückblicken, die den Älteren noch im Gedächtnis sein dürften. Schwester Rosine ging 1926 nach über 40jährigem Dienst aus Altersgründen zurück ins Mutterhaus. Schwester Babette wirkte von 1905 bis 1949 in St. Ingbert, wo sie noch am 11. November 1948 ihr Goldenes Schwesternjubiläum feiern konnte.

Die Näh- und Haushaltsschule wurde 1953 nach dem Tod der hier verbliebenen Haushaltsschwester geschlossen. Die Kinderschwester wurde durch eine Kindergärtnerin ersetzt. Am 1. 1. 1965 gab der Diakonieverein den Kindergarten wegen dessen wachsenden Zuschussbedarfs an die Kirchengemeinde ab.

Im Jubiläumsjahr 1966 umfasste die Diakonissenstation St. Ingbert noch drei Diakonissen: Elisabeth Sommer (seit 1946), Anna Schott (seit 1949 in St. Ingbert), Helene Haas (seit 1952). Hinzu kam die seit 1935 im Dienst der Vopelius-Glashütte stehende Schwester Charlotte Speer. Der Jahresbericht für 1964 weist 679 Kranke, 961 Pflegetage, 2.826 Besuche, 22 Nachtwachen und 485 ambulante Behandlungen aus.

1973 wurden die vier Schwestern aus Alters- und Gesundheitsgründen aus St. Ingbert abgezogen. Die Kirchengemeinde übernahm anstelle des Diakonievereins die Trägerschaft der Krankenpflegestation, deren Arbeit durch zwei freie Krankenschwestern fortgeführt wurde.

Am 31. Juli 1982 stellte die Ev. Krankenpflegestation ihre Tätigkeit ein. Am folgenden Tag nahm die Ökumenische Sozialstation ihre Arbeit auf.